Ausgabe v. 05.12.2013

LVZ v. 05.12.2013

Als Zeichen der Versöhnung und Erinnerung an alle zerstörten Gotteshäuser der Stadt will der Verein Johanniskirche das vier Meter hohe Holzkreuz verstanden wissen, das er auf dem Johannisplatz errichtete.

Die Johanniskirche, in der einst die berühmte Bach-Gellert-Gruft beheimatet war, brannte beim Bombenangriff auf Leipzig am 4. Dezember 1943 vollständig aus. Der Trümmerberg wurde nach dem Krieg abgetragen – der barocke Turm blieb aber stehen, wurde 1956 sogar restauriert, um Teil eines geplanten Bach-Mausoleums zu werden. Von den Mächtigen als »hohler Zahn« diffamiert, wurde der Turm der Johanniskirche am 9. Mai 1963 schließlich gesprengt. Seit Montag erinnert ein vier Meter hohes Holzkreuz an das verschwundene Gotteshaus. Bei einem Friedensgebet, das zunächst in der Nikolaikirche begann und zum Kreuz auf den Johannisplatz führte, wurde gestern an das Leiden der Menschen bei den Luftschlägen der Alliierten erinnert. »Wir gedenken zunächst der Menschen, die beim Großangriff auf Leipzig ums Leben gekommen sind«, sagte Ex-Superintendent Friedrich Magirius.

Er war dabei, als am 4. Dezember 1993 ein Kreuz als Zeichen der Erinnerung und Versöhnung auf dem Areal vorm Grassi-Museum aufgestellt wurde. Nach der Umgestaltung des Johannisplatzes im Jahr 2005 wurde es entfernt – es war inzwischen arg verschlissen. 20 Jahre später unternimmt der Johanniskirchturm-Verein einen neuen Versuch. »Das Kreuz ist Teil des ›Erinnerungsprojektes Johannisplatz‹«, teilte Christian Jonas vom Vorstand mit.

Wie berichtet, hat das Amt für Stadtgrün und Gewässer den Leipziger Architekten Heinz-Jürgen Böhme beauftragt, eine Gestaltungskonzeption vorzulegen. So soll beispielsweise die ursprüngliche Grabstelle von Bach und seiner Frau Anna Magdalena markiert werden. Der Steinsockel an der Dresdner Straße erhält Erläuterungstafeln. »Das ist auch nötig. Wer die Geschichte nicht kennt, weiß nicht, warum dort ein Kreuz steht«, sagte LVZ-Leser Roland Mey.

Die Markierungen sollen bis zum Leipzig-Jubiläum 2015 erfolgen – das hängt jedoch vom Etat des Amtes ab. Die Stelle auf dem geschichtsträchtigen Platz, an der einst der Turm stand, wird ebenfalls gekennzeichnet. Von seinem Ziel, ihn als Höhendominante wieder zu errichten, rückt der Verein Johanniskirchturm nicht ab: »Das muss nicht als Kopie sein. Wir sind auch für eine moderne Interpretation«, so Vereinsmitglied Johannes Hähle.